Sicherheits- und Berufsschuhe - Neue Normenversion 2022

17.06.2024 10:29:45

Sicherheits- und Berufsschuhe - Neue Normenversion 2022

Sicherheits- und Berufsschuhe sind aus unserem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken. Sie schützen unsere Füße und sorgen dafür, dass wir sicherer arbeiten können. Anfang der 90er Jahre erschienen hierzu erstmalig die EN 345 für Sicherheitsschuhe und die EN 347 für Berufsschuhe, die mittlerweile bekannt sind als EN ISO 20345 und EN ISO 20347. Die Normen wurden im Dezember 2021 aktualisiert, nachdem sie davor letztmalig im Jahr 2011 überarbeitet wurden, und traten im Jahr 2022 als EN ISO 20345:2022 respective EN ISO 20347:2022 in Kraft. Welche Auswirkungen hat das nun für die Sicherheit am Arbeitsplatz?

In diesem Blog werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Unterschiede, sowie Neuerungen, zwischen der EN ISO 20345:2011 und EN ISO 20345:2022. Wir durchleuchten und erörtern kurz, was das am Ende des Tages für den Schutz unserer Füße bedeutet. Hierfür haben wir uns im Speziellen die Durchtrittsicherheit, die Rutschhemmung der Laufsohle und die neuen Schutzklassen S6 sowie S7 angesehen.

 

Vorab dürfen wir hier jedoch noch in aller Kürze auf weitere Änderungen/Neuerungen eingehen, die unserer Meinung nach zwar keiner genaueren Erläuterung bedürfen, aber dennoch nicht unerwähnt bleiben sollten:

 

Neu geschaffene Zusatzanforderungen:

SC (Scuff Cap Abrasion)Mit der Bezeichnung "SC" (Scuff Cap) werden auf Abrieb geprüfte Überkappen gekennzeichnet. Die Überkappen dürfen nach 8000 Zyklen im Prüfverfahren kein Loch aufweisen.

LG (Ladder Grip) – Der Name ist Programm, es geht um den Halt auf Leitern. Praxisnahe geht es darum, dass die Schuhe eine "Absatzsohle" haben, wobei der vordere Sohlenbereich und der Absatz durch den Gelenkbereich klar getrennt sind. Im Gelenkbereich müssen sie ein Profil aufweisen.

 

Geänderte Zusatzanforderungen:

FO (Kraftstoffbeständigkeit) ist bei der Prüfung von Laufsohlen keine Grundanforderung mehr. Die Kraftstoffbeständigkeit kann neu als Zusatzanforderung speziell geprüft und dann mit dem Kürzel FO" gekennzeichnet werden (Resistance to Fuel and Oil). An Arbeitsplätzen mit Schmier- oder Kraftstoffen ist diese Zusatzanforderung essentiell und sollte beim Kauf der Schuhe unbedingt berücksichtigt werden.

WRU wird zu WPA – statt Water Resistant Upper heißt es nun Water Penetration and Absorption. Diese Zusatzprüfung beschäftigt sich mit der Wasseraufnahme bzw. dem Wasserdurchtritt des Schuhoberteils.

 

Neue Durchtrittsicherheit

Eine der wichtigsten Änderungen in der neuen Norm ist die Prüfung der Durchtrittsicherheit. In der Fassung von 2011 musste die Sohle des Sicherheits- oder Berufsschuhs eine Durchdringungsprüfung mit 1100 Newton bestehen. Seither hat sich jedoch viel getan bei den Möglichkeiten einen Schuh durchtrittsicher zu machen. War es früher nur die klassische durchtrittsichere Stahlzwischensohle, so haben sich beim Thema Durchtrittssicherheit in den letzten Jahren auch alternative Materialien am Markt etabliert. Mit der bisher gültigen, einheitlichen Durchdringungsprüfung aus dem Jahr 2011 gab es aber teilweise stark abweichende Testergebnisse zwischen den metallischen und nicht metallischen Materialien. Um dennoch für die Anwender größtmögliche Transparenz, sowie Sicherheit zu schaffen, wurde die Durchtrittsicherheit in der Version von 2022 nun in 3 Klassen unterteilt, die sich in ihrer Schutzwirkung aber wesentlich unterscheiden.

  • S3/S5/S7/O3/O5/O7 bzw. P: Schuhe mit einer durchtrittsicheren Einlage aus Stahl, die mit einem 4,5 mm Prüfnagel getestet wurden. Die Kraft für den Durchstich muss >1100 N betragen.

  • S3L/S5L/S7L/O3L/O5L/O7L bzw. PL: Hier wird entweder eine durchtrittsichere Einlage oder eine Brandsohle aus nichtmetallischen Materialien verwendet. Die Prüfung erfolgt mit einem 4,5 mm Prüfnagel, wobei kein Durchstich bei 1100 N auftreten darf.

  • S3S/S5S/S7S/O3S/O5S/O7S bzw. PS: Diese Schuhe verwenden ebenfalls nichtmetallische Materialien, werden jedoch mit einem 3 mm Prüfnagel getestet. Die Kraft für den Durchstich muss im Mittelwert >1100 N betragen, wobei kein Einzelwert unter 950N liegen darf.

Neue Rutschhemmung

 

Nicht nur die Durchtrittsicherheit hat sich geändert. Auch die Rutschhemmungsprüfung der Laufsohle wurde angepasst. In der alten Norm gab es 3 Kategorien: SRA, SRB oder SRC (eine Kombination aus SRA und SRB). In der neuen Norm 2022 wurde die Rutschhemmung nun in die Grundanforderung für Sicherheits- und Berufsschuhe übernommen und dabei wurden auch die geforderten Werte deutlich nach oben geschraubt. Sicherheits- und Berufsschuhe (z.B. für spezielle Anwendungen) die diese Grundanforderung nicht erfüllen, müssen neu nun mit dem Zeichen „Ø“ kenntlich gemacht werden. Sollte es anwendungsbezogen erforderlich sein kann eine zusätzliche, gesonderte Prüfung auf einem anderen Gleitmedium (Glycerin) vorgenommen werden. Diese geprüfte Zusatzanforderung kann dann mit dem Kürzel „SR (Slip Resistant)“ am jeweiligen Schuh vermerkt werden. Bei der Rutschhemmung kommt es damit zu einer deutlichen Verbesserung der Sicherheit auf Seiten der Anwender.

 

Neue Schutzklassen S6 (O6) und S7 (O7)

 

Eine der umstrittensten Änderungen, weil vieler Ortens als unnötig erachtet, sind die beiden neu geschaffenen Schutzklassen S6/S7 (bei Sicherheitsschuhen) bzw. O6/O7 (bei Berufsschuhen). Gab es bisher nur 5 Klassen, so wurden diese nun erweitert. Jedoch nicht um neue Sicherheitsfeatures am Schuh kenntlich zu machen. Nein, nur um die bereits bestehende Zusatzprüfung „WR“ (Water Resistant) in eine eigene Schutzklasse aufzunehmen. Das bedeutet, aus S2(O2) und S3(O3) Sicherheitsschuhen (Berufsschuhen) mit der Zusatzprüfung WR werden nun Schuhe der Klassen S6(O6) bzw. S7(O7). Ob sich diese Änderung etablieren wird, ist fraglich und wird hoffentlich nicht zu mehr Verwirrung der ohnehin komplexen Normenbezeichnungen führen.

 

 

Orthopädische Sicherheits- und Berufsschuhe

Ein besonderes Augenmerk bei den neuen Normen 20345:2022 und 20347:2022 liegt auf den orthopädischen Sicherheits- und Berufsschuhen. Hier wurden drei klar und deutlich formulierte Typen etabliert, die jeweils mit spezifischen Anforderungen einhergehen:

 

  • Typ 1 = Ausstattung mit orthopädischen Einlagesohlen

  • Typ 2 = Modifizierte (zugerichtete) Sicherheits- und Berufsschuhe

  • Typ 3 = Maßgefertigte Sicherheits- und Berufsschuhe

 

Mit Veröffentlichung der Fassung 2022 kann jeder Hersteller/Inverkehrbringer nun seine Sicherheits- und Berufsschuhe für die orthopädische Einlagenversorgung, sowie die Zurichtung nach der EN ISO 20345:2022 bzw. 20347:2022 prüfen lassen. Dahin gehend geprüfte Modelle sind nach erfolgter Einlagenversorgung/Zurichtung vom Inverkehrbringer (z.B. Orthopädieschuhtechniker) dauerhaft und sichtbar mit „OF“ (Orthopedic Footwear) zu kennzeichnen. Damit ist es nun möglich weltweit jeden Anwender mit geprüften Sicherheits- und Berufsschuhen zu versorgen – egal ob ein orthopädisches Problem vorliegt oder nicht. Wir finden, dass diese Neuerung einen Lückenschluss im Sicherheitsbereich darstellt, der schon lange fällig war.

Kennzeichnung von Sicherheitsschuhen:
EN ISO 20345:2011 vs. EN ISO 20345:2022

Welchen Normen und Schutzfunktionen ihre Schuhe entsprechen, muss zwingend an jedem Schuh gekennzeichnet sein. Folgendes Beispiel für Sicherheitsschuhe, zeigt welche Angaben vorhanden sein müssen:

 

Kriterium

Vorher (nach EN ISO 20345:2011)

Jetzt (nach EN ISO 20345:2022)

Produktionsdatum

Mindestens Quartal und Jahr

Mindestens Monat und Jahr

Herstellerinfo

Kennzeichnung des Herstellers

Name und vollständige Anschrift des Herstellers

Referenz zur Norm

Verweis auf EN ISO 20345:2011

Verweis auf EN ISO 20345:2022

Verweis auf Kategorien

SB, S1, S2, S3, S4, S5

SB, S1, S2, S3, S3L, S3S, S4, S5, S5L, S5S, S6, S7, S7L, S7S

Zusatzanforderungen für besondere Anwendungen

A, AN, C, CI, CR, E, FO, HI, HRO, I, M, P, SRA, SRB, SRC, WRU, WR

A, AN, C, CI, CR, E, FO, HI, HRO, I, LG, M, P, PL, PS, SC, SR, WPA, WR, Ø

 

Gültigkeit der alten Norm – Fristen und Übergänge

Zertifikate von Sicherheits- oder Berufsschuhen, die noch vor Veröffentlichung der neuen Norm (im jeweiligen Land) nach der Version 2011 geprüft wurden, sind nach wie vor 5 Jahre ab Prüfung gültig. Das bedeutet, dass es noch einige Zeit dauern kann bis alle am Markt befindlichen Sicherheits- und Berufsschuhe nach der neuen 20345:2022 geprüft sind.

 

 

Wie finde ich nun die richtigen Arbeitsschuhe?

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Sollten Sie dennoch unsicher sein, stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Unsere Experten beraten Sie persönlich, um genau das richtige Produkt für Ihre Bedürfnisse zu finden. Für eine individuelle Beratung kontaktieren Sie uns einfach über unser Kontaktformular.